2004
FRANKREICH 2 (Netto-Stf.)
Club de Golf Mergelhof (15-27-27)
Dunkerque GC
Golf de Belle Dune
Champ de Bataille
Golf de Garcelles
Golf de Saint Saens (40-45-44)
Golf de Clecy
Aminrauté Golf Deauville
Text: Norman
Jahr 2 im Zeitalter des FMN:
Die Entscheidung, unsere Reise wieder in den Großraum Picardie/Normandie stattfinden zu lassen, wurde zeitnah mit dem Ende der letztjährigen Tour gefällt.
Erneut sollten uns etap-Hotels, die unseren Bedürfnissen einer solchen Tour auf den Punkt entsprachen, als Herberge dienen. Für durchschnittlich 12€ pro Person bekamen wir das, was man für maximal sechs Stunden Hotelaufenthalt braucht. Ein großes Doppelbett unten und ein Einzelbett quer über diesem für den jeweiligen Zweitplatzierten der Tageswertung. Diese Platzierung hatte im Laufe der ersten zwei Jahre erschreckend oft Miyaki inne. Neben einem kleinen Badezimmer und einem kleinen Fernseher zur Verbesserung unserer französischen Sprachqualität gab es exakt gar nichts in diesen Zimmern. Alles was zusätzlich im Raum gewesen wäre, hätte neben den drei Golfausrüstungen eh nur den nächtlichen Gang zur Toilette verbarrikadiert.
Die Platzwahl setzte sich zusammen aus den besten Plätzen des Vorjahres und einer Erweiterung um einige Plätze aus der Umgebung, die wir im Vorjahr noch nicht berücksichtigt haben.
Dieses Jahr hatte jedoch einen großen Unterschied zum Vorherigen: Eine künstliche Fairwaybewässerung war nicht nötig; Eine Woche lang Regen, Regen und nochmal Regen! (Daher auch keine weiteren Bilder - eine Unterwasserkamera hatten wir nicht.)Für den gut ausgestatteten Golfer ist Regen kein Grund zur Beunruhigung, doch wer die Ausgaben für einen Regenschirm scheut und durchlöcherte Schuhe hat, kann bei durchschnittlich 27Löcher pro Tag bei zusätzlichen knapp 400km Fahrt (innerhalb des Zielgebietes vorwiegend Landstraße) pro Tag und den damit verbundenen extrem kurzen Trockenphasen moralisch angriffen werden - die Autofahrten galten nicht als Trockenphasen; eine Dampfsauna auf vier Rädern beschreibt eher, wie die Luftfeuchtigkeit innerhalb des Fahrzeugs war. Selbstredend gehörten wir zur zweiten Gruppe, konnten dem psychologischen Druck der harten äußeren Bedingungen aber standhalten.
Reise Nummer 2 konnte beginnen:
Ausgangspunkt für die Golfreise war erneut Aachen. Wie man die letzte Tour beendet, so soll die nächste Tour beginnen. Dieser gerade ausgedachte und nur für dieses Jahr gültige Leitspruch führte uns zum ostbelgischen Mergelhof, der uns wieder mit seinen schwierigen Platzgegebenheiten forderte. Zu diesem Zeitpunkt spielte das Wetter noch mit, was leider dazu führt, dass man die in den Unterlagen gefundenen Spielergebnisse erneut nur auf mangelndes Können zurückführen kann. Nachdem alle Spieler in diesem Jahr das Stablefortsystem verstanden haben, konnte vom harten Zählspiel Abstand genommen werden und das etwas menschlichere System ihre Anwendung finden. Fabians hart erarbeitete 15 Nettopunkte sind neben dem schwersten Platzdesign Belgiens auch durch den schmerzlichen Verlust eines Schlägers zu erklären, der sich einer Zellteilung unter Mithilfe eines Baumstammes unterzog.
Nachdem die erste Runde 2004 beendet wurde ging es mit Harry (so der Name des neu erstandenen Fords – Jacques hat sich leider fünf Wochen zuvor für einen Totalschaden entschieden) erneut entlang der West-Ost-Achse E40 zur belgisch-französischen Nordküste bis zum uns bekannten Dünkirchen. Sowohl Hotel, als auch die Reise am nächsten Morgen zum Golfplatz waren durch die letztjährig unfreiwillig angeeigneten Ortskenntnisse ein Kinderspiel. Doch am ersten Morgen fernab der Heimat zeigte sich das Wetter bereits von der Seite, die diese Tour bestimmen sollte. Im nicht immer starken, aber verdammt kontinuierlichem Regen schritten wir die Fairways und Grüns ab. War es im letzten Jahr noch der Frühreif Dünkirchens, der für eine Gischt hinter dem rollenden Ball sorgte, war es dieses Mal leider weniger romantisch im Anblick. Dennoch war wir dem Platz gut gesinnt und wir spielten tapfer in unseren durchtränkten Kleidern die Bahnen auf und ab.
Nachmittags ging es zum ebenfalls vertrauten Golfplatz von Belle Dune. Die Vorfreude war aufgrund der Glücksgefühle vom Vorjahr riesig und auch das Wetter war laut meiner Erinnerungen auf dieser Runde menschenfreundlicher.
Dass von dieser Runde, wie bei so vielen anderen Runden auch, die Ergebnisse nicht mehr auffindbar sind, spielt keine übergeordnete Rolle. Schließlich scheint auf diesem Platz bei aller Konzentration auf den FMN-internen Wettstreit die Platzierung eine untergeordnete Rolle zu spielen, will man doch einfach nur auf hochklassigem Terrain Spaß beim Bespielen haben. Dass der Spaß bei besseren Ergebnissen durchaus größer ist, ist bekannt…kann aber leider nicht immer umgesetzt werden.
Nachdem dieses Highlight abgearbeitet wurde ging es zum nächsten Highlight der zwei anderen Mitstreiter. Erneut fuhren wir den Platz von Champ de Bataille an und auch heuer war aufgrund der sportlichen Darbietungen vor allem die Freude der Kollegen F und M groß. N hatte spielerische Defizite zu bekämpfen, musste sich aber schließlich diesen geschlagen geben. Der Platz bot wie im letzten Jahr tolle Bedingungen und der diesmal gefüllte Teich an der dritten Bahn ließ auch diese toll erscheinen. Vielleicht wird es ja 2009 etwas mit einem erneuten Besuch und ich verspreche, dass mir dann mein Spiel egal sein wird - ein Golfer weiß, dass dieses Versprechen schon durch einen einzigen Schlag gebrochen werden kann.
Von nun ab betraten wir Neuland und waren gespannt, was uns der Norden Frankreichs noch schenken würde.
Das größte Geschenk war die hohe Luftfeuchtigkeit von über 100%, aber neben einigen Enttäuschungen - schlechter Platzzustand in Clecy - gab es auch tolle und unvergessene Momente, wie der noch schlechtere Platzzustand von Clecy, nachdem wir dort waren. Aber wie konnte es zu dieser Platzveränderung kommen?
Die Geschichte startete im Golfclub Garcelles, den ich im Laufe der Jahre schon fast vergessen habe. Bei der Anfahrt zum Golfclub erstmal ein Schock: Auf der linken Straßenseite ein Stoppelfeld mit ein paar kürzer gemähten Flächen und darin mittig platzierten Lochfahnen. Das große Schild mit der Aufschrift Golf Garcelles sollte uns aber auf die andere Straßenseite führen und der von uns gesichtete Acker war nur eine Übungswiese. Glück gehabt! Im uns mittlerweile bekannten Wetter stiegen wir aus den Autos, speisten in der kleinen Kantine noch zwei Croque Monsieurs und wollten grade los, als Fabian plötzlich mit der irren und zugleich unsportlichen Idee aufkam, sich ein Buggy auszuleihen. Hatten wir nicht oft genug über Buggys und deren Nutzer gelästert? War es uns nicht das wichtigste, eine Golfrunde zu Fuß zu erfahren? Scheinbar nicht! Fluchend über Fabians fünfstündige Anschaffung schmiss ich mich kurzerhand auf den Beifahrersitz und genoss, dass meine vom Dauerregen aufgequollenen und mit Rissen durchsetzten Füße eine Pause erhielten. Der Golfplatz hatte nicht viel mehr zu bieten als sein Gegenüber auf der anderen Straßenseite. Nein, das wäre unfair. Auch dieser Platz hatte ein paar Löcher durch waldähnliche Vegetation, die recht ansprechend wirkten, doch die Anzahl der langweiligen Löcher auf offenem Land war leider um ein Vielfaches größer. Miyakis 6 Nettopunkte auf den zweiten Neun waren ein klares Indiz für die vorherrschende Unzufriedenheit über diesen Platz. Ein Platz wirkt zudem bei schlechtem Wetter nicht gerade ansprechender, als bei 26Grad und Sonnenschein.
Nachdem unsere sieben Sachen nach der Runde auf dem Parkplatz wieder im Harry verstaut waren, ging es weiter Richtung Golf des Saint Saens. Dieser Platz hatte durchaus Ähnlichkeit mit dem Vorherigen, hatte doch auch dieser Platz einige langweilige Löcher auf plattem Land vorzuweisen. Der Rest des Platzes hat uns dagegen aber sehr erfreut. Das Clubhouse war beeindruckend, die Preise für Studenten himmlisch niedrig und die Bahnen durch den Park innerhalb der alten Anwesenmauern waren stilvoll. Zudem bot der dritte Abschlag noch die Möglichkeiten bei genügend Drehung der Handgelenke Fahrzeuge im fahrenden Zustand auf der linken Seite hinter der Mauer im zu treffen. Nervenkitzel war also auch dabei: Toll!
Nun kam Clecy: ein Golfplatz an steilsten Hängen im schönen Umland und repräsentativem Clubhouse. Der Coursearchitekt vermied Bahnen auf gleicher Meereshöhe und wahnwitzige Steigungen gab es somit zu bestaunen. Selbst die Driving Range wirke so, als wäre ein Abschlag mit einem Holz zwecklos, da der Loft nicht reichen würde, den Ball den Berg hoch zu buchsieren. So wurde auch auf Längentafeln jenseits der 150Meter verzichtet. Nachdem sich die Mannschaft auf dem Clubparkplatz durch die erworbenen Dosen Ravioli Pure Boeuf die nötige Energie zugeführt hat, konnte das Spektakel beginnen. Auf durchweichten Fairways und Grüns im schlechten - weil nicht nur langem sondern auch unregelmäßig gemähten – Zustand arbeiteten wir die Bahnen ab. Fabian hatte es mittlerweile zur Gewohnheit werden lassen seinen unsportlichen buggyunterstützen Weg fortzufahren, so dass Miyaki und ich an diesem Platz seinem Beispiel folgten und uns ebenfalls für eine motorisierte Hilfe entschieden.
Als dann der Nieselregen in ein Gewitter umschlug, stürzten wir kurzerhand mit den Buggys wieder ins Tal und machten in der dortigen Gastronomie eine entsprechende schöne Pause bei Speis und einigem Trank.
Nun ist bei vielen Clubs zu lesen, dass bei und nach ausgiebigen Regen keine Carts mehr in Gebrauch genommen werden dürfen. Aber erstens war uns das zu diesem Zeitpunkt unserer Golfkarrieren nicht bekannt und zudem hat uns auch dort keiner die Fortsetzung mit dem Cart untersagt. Eine fehlende Untersagung ist in einem gewissen Alter wie ein Verbot und somit schon fast eine Aufforderung etwas zu tun. Und wir waren in diesem Alter. Während wir nun die Hügel wieder hinaufschossen und unsere Runde an unterbrochener Stelle wieder aufnahmen, kam es durch die zeitgleiche Verbindung zwischen Bremsen, Hanglage und Nässe zum ungewolltem 180Grad Rallyebremsmanöver. Der kurz aufgeschreckte Gesichtszug sollte binnen Bruchteilen von Sekunden von einem spitzbübischen breiten Grinsen abgelöst werden. Von nun ab gab es kein Halten mehr. Die Grenzbereiche des Carts wurden peu a peu ertastet und zu unserem eigenen Erstaunen nicht überschritten. Der Sprung über die Bunkerkante wurde nach einer kurzen Abstimmung einstimmig abgelehnt. Dennoch wurden wir in unserer Fahrweise beobachtet, und uns wurde lautstark deutlich gemacht, was die uns ertappende Dame von unseren Manövern hielt, so dass wir uns in der Folgezeit zusammenrissen. Die letzten Löcher des Platzes haben unseren Sinnesorganen wieder besser gefallen und wir konnten mit ein wenig Rest-Adrenalin unsere Carts abgeben, die vom Sekretariat aber noch einmal auf Funktion überprüft wurden. Da musste jemand im Clubhouse angerufen haben…
Der letzte Platz des FMN-Tourjahres wurde in Deauville (Amniraute) gespielt. Ein Platz der gehobenen Klasse, denn alles schien hier ein wenig vornehmer zu sein. Und wenn ein Platz riesige Kunstwerke zwischen den Bahnen postiert, spricht das auch nicht für mangelnde finanzielle Möglichkeiten. Der Platz war nicht wirklich sehr spannend, aber der tolle Zustand, die vielen Wasserhindernisse und schön geschwundene Bahnen ließen fehlende Bäume und das flache Land fast vergessen. Gespielt wurde ansehnliches bis gutes Golf und wir gönnten uns nach neun Löchern eine Pause und fuhren ins nahe gelegene Deauville, um dort beim Italiener im Hafen Kraft für die zweiten Neun zu sammeln. Dass sich während der Pause ein großes Gewitter über uns ergoss, war ein Zeichen, dass wir die Pause intuitiv richtig platziert haben. Hier wurde dann auch entschieden, dass unsere Tour nach der Runde für beendet erklärt sein sollte. Schließlich haben wir uns so viele Bahnen durch den Regen gearbeitet, dass wir uns nichts mehr beweisen mussten. Zwei Stunden später spielten wir somit unsere letzten gemeinsamen Löcher für das Jahr 2004 und auf den letzten Bahnen wurde es dann sogar noch richtig spannend und bestes spielerisches Können musste abgerufen werden.
Schön war die Tour, aber für nächstes Jahr bitte besseres Wetter!