2008
7.07. 2x WCGC (20-28-33) (21-34-35)
8.07. 2x WCGC (23-35-31) (31-32-36)
10.07. 2x WCGC (35-38-27) (22-35-30)
11.07. 2x WCGC (43-35-36) (36-29-38)
Text: Fabian
Zum 100. Geburtstag des Wimbledon Common Golf Clubs (WCGC) blieb uns ja fast schon keine andere Wahl, als diesen Platz bei schlechten Wetterbedingungen immer wieder neu zu bespielen, so dass am Ende der Woche an vier mit Regen durchzogenen Tagen acht Runden zusammen kamen.
Miyaki kam in der Nacht vom 3. auf den 4. Juli nach Luxemburg, um gemeinsam mit mir am nächsten Morgen gegen 7:00Uhr Richtung Oostende zu fahren. Nach ein paar Stunden Fährfahrt kamen wir in England an und fuhren nach Broadstairs, um a) meiner Mutter heiß begehrte Lebensmittel aus Deutschland vorbei zu bringen, b) meiner Mutter ihr Auto abzuschwatzen (schließlich geht nichts über einen 89er VW Passat Kombi – in dem ich immerhin meine ersten Fahrstunden hatte) und c) zwei Runden auf dem 18 Loch NorthForeland-Shortcourse zu spielen. Zu diesem Zeitpunkt meinte es das Wetter noch gut mit uns und ich konnte bei schönem, wenn auch windigen Golfwetter Miyaki seine golferischen Grenzen aufzeigen… Das 37. Loch sollte entscheiden, wer für die gesamte Golfwoche die Bettwahl hat und nach einem geteilten Loch lagen wir an der 38 nach zwei unterirdischen Schlägen auf dem Grün. Miyaki lag einen Meter neben der Fahne während mein Ball an der Vorgrünkante auf dem falschen Plateau ca. 20 Meter vom Loch entfernt die Ruhe fand. Gekonnt das Grün erahnend, schob ich den Ball zu Miyakis Entsetzen ins Loch. Miyaki war durch diesen Monster-Putt mental geschlagen, konnte zwar noch seinen Putt einschieben, doch am nächsten Extraloch konnte er dann nicht mehr gegenhalten. Ein Auftakt einer Golfwoche nach Maß.
(An dieser Stelle muss noch erwähnt werden, dass es Miyaki geschafft hat, zwei Mal aus dem Clubhouse geschmissen zu werden: Das erste Mal wegen falscher Schuhwahl, das zweite Mal wegen der nicht vorhandenen Mitgliedschaft. Trotzdem bekamen wir unsere Pommes und Pints)
Das Wochenende stand dann ganz im Zeichen unseres 10-jährigen Abitreffens, welches an unserer alten Schule in Richmond stattfand. So deklassierten wir mit unserer Altherrenmannschaft eine aktuelle Schülerauswahl im Fussball, tranken das ein oder andere und noch mehr Bier und hatten jede Menge Spaß. Ich freue mich schon jetzt auf 2018…
Der Sonntag galt der Regeneration und dem Umzug nach Fulham, wo uns Alexandra für sechs Nächte Unterkunft gewahr. Gute Organisation war nun gefragt, galt es drei ausgewachsene junge Männer mit Taschen auf 4m² unterzubringen. Meine in Broadstairs gewonnene Bettenwahl brachte mir leider nun recht wenig, entschied ich mich nämlich gegen 2,1m² Couch und für 1,9m² Teppichboden. Miyaki entschied sich für die Couch und Fabian wählte die Kuschelvariante und teile fortan die 1,9m² Teppichunterlage mit mir. Da die Couch von Stahlträgern durchzogen schien, glaube ich im Nachhinein dennoch die richtige Wahl getroffen zu haben.
Am Montag ging es dann zum ersten Mal raus nach Wimbledon, wo ein 5458 yards langer Par68 Kurs auf uns wartete. Ein sehr interessanter Fakt dieses Courses sind die drei sehr langen Par 3´s, die sicherlich in der hundertjährigen Geschichte dieses Platzes früher Par 4´s waren. 228, 231 und 243 yards, teilweise sehr eng und von bergab kann hier auch nicht die Rede sein. Köpfchen ist hier also gefragt, ob man mit einem Holz direkt angreift oder doch die Eisen-Vorleg-Variante wählt. Wir sind männlichen Geschlechts und wählten natürlich viel zu oft die aggressive Version.
Die große Spannung des Tages kam erst auf den letzten Löchern der zweiten Runde auf, wo Miyaki nach 16 Löchern noch mit einem Nettopunkt in Führung lag. Der Stroke Index sorgte für weitere Spannung, waren hier beide Spieler mit der gleichen Vorgabe auf die Zielgerade geschickt worden. An Loch 17 boten wir beide gerade 200Meter-Abschläge vom Tee und 100Meter-Annäherungen im Radius von 2 Metern an die Fahne. Beide Putts sollten sicher zum Birdie fallen. An der 18 folgten weitere zielgenaue Abschläge am einzigen Par 5 des Platzes. Beim zweiten Schlag wollte Miyaki ursprünglich ein kurzes Eisen spielen, um vor mir den dritten Schlag ins Grün zu setzen, um so Druck aufbauen zu können. Doch die Entscheidung zu einem längeren Schlag brachte mir den ersten Schlag auf das Grün, welcher 1,5 Meter neben der Fahne zur Ruhe kam. Nun war der Druck umgekehrt worden und Miyaki missglückte der Angriff, so dass neben meinem Birdie für Miyaki nur ein Bogey zu notieren war. Herzschlagfinish der höchsten Kategorie, wie wir es bisher nur in St. Wendel (2006) hatten, wo Miyaki mir den Sieg vor der Nase wegschnappen konnte.
Die Abendgestaltung dieser Woche ist schnell erzählt. Einige Male gingen wir eine Kleinigkeit Essen, doch meistens kochten wir bei Alexandra: Pasta mit Tomatensauce und Red Pepper Sauce! Anschließend spielten wir in unserem 4m² Kinderzimmer Nintendo Wii, bis wir nicht mehr konnten.
Der zweite Tag bot aus golferischer Sicht nicht sehr viel Spannung. Die Platzierungen in den beiden Runden waren früh vergeben und so waren wir eher gespannt, wann der Regen eine Pause machen würde. An einigen Löchern haben wir aufgrund des aufziehenden Gewitters lange ausharren müssen und konnten dabei zusehen, wie die Pfützen auf dem Grün zusehends wuchsen.
Der Golfplatz auf dem Wimbledon Common beherbergt zwei Clubs. Den Wimbledon Common Golf Club, von dem wir immer starteten und den London Scottish Golf Club am anderen Ende des Platzes der mit „unserer“ Bahn 8 ins Rennen geht. So kam es, dass wir immer einen schönen Plan für Regen- und Essenspausen hatten, da auf beiden Seiten ein Clubhouse mit Gastronomie vorhanden ist. Leider hatten wir die Gabe, immer dann am jeweiligen Club anzukommen, wenn diese Pause oder sonstige Arbeitsunterbrechungen machten. Den tollsten Dialog diesbezüglich führte Fabian am Montag. Fabian: Do you serve food today? Mrs. X: No! Everyday, but not mondays. Fabian: So tomorrow you´re open? Mrs. X: No!
Im Laufe der Woche wussten wir unser Schicksal ein wenig einzuschätzen und deckten uns mit Ravioli-Dosen (mit Red Hot Pepper Sauce), Sandwiches oder sonstigem Süßkram ein.
In der folgenden Nacht und am gesamten Mittwoch sollte es keine Minute ohne Regen geben. Das war schon hart für die Psyche, sind wir doch nun 72 Löcher in zwei Tagen mit viel Nass von oben abgeschritten. Wir versuchten dennoch unser Glück und fuhren wieder hinaus nach Wimbledon, um uns vor Ort von den bescheidenen Bedingungen zu überzeugen. Vor Ort sah alles genau so trostlos aus wie in Fulham, so dass wir es uns im Clubhouse ein wenig gemütlich machten und unser Snookerspiel verbesserten. Doch das schlechte Wetter und das ewige Grau-in-grau sorgten für eine gedrückte Stimmung, so dass beim snookern keine richtige Freude aufkommen wollte. So zogen wir mittags weiter Richtung A3 und gingen ein wenig auf die Range, um mit kräftigen Schlägen auf die Rangebälle unsere Unzufriedenheit über das Wetter kund zu tun. Irgendwann gaben wir uns dann aber doch dem Wettergott geschlagen und verbrachten den Rest des Tages mit unserer vertrauten Wii.
Bei Fabian muss die Golfpause ein Wunder bewirkt haben, da er am nächsten Tag in der Vormittagsrunde zum ersten Mal aufdrehte. Musste man bei den vorherigen Runden schon ein schlechtes Gewissen haben, dass er wohlmöglich ein unspielbares Handicap habe, so zeigte er in Runde fünf nur an zwei schweren Löchern Schwächen und spielte sonst seinen Ball sicher nach vorne. Miyaki wusste aber noch eine Schippe drauf zu legen und sicherte sich mit +3 auf den zweiten Neun am letzen Loch mit einem Par den Sieg, während Fabian im Grasbunker hängen blieb.
Auf den zweiten 18 des windigen, kalten und nassen Donnerstags blieb es relativ lange offen, doch am Ende zeigte Miyaki seine Routine und siegte dann doch mit einem gesunden Fünf-Punkte-Polster. Ein großes Golfplatzphänomen ist auch am Wimbledon Common mehr als ausgeprägt: Der Wind bläst immer von vorne! So waren kurze Löcher, wie das 258yards lange Par 4 (Loch 9) über einen ca. 140yards breiten Graben eine große Herausforderung, wusste nämlich der Wind den Ball bei einem nur ansatzweise ungenauem Schlag im tiefsten Rough verschwinden zu lassen. Für den Freitag ging Miyaki nun mit einem Drei-Punkte-Vorsprung ins Rennen.
Doch dieser Freitag fing für Miyaki erstmal ungünstig an. Beim Zusammenbauen seines Trolleys riss er sich einen großen Fetzen Haut von der linken Hand, so dass er nun gezwungen war, seinen Handschuh durchweg – auch beim Putten – anzubehalten.
Fabian setzte sich in der Vormittagsrunde erneut gekonnt durch und wusste uns auf die hinteren Plätze zu verweisen. Als ich dann auf den letzten 18 der 2008er Tour die letzte Rundenwertung für mich entscheiden konnte, standen die Platzierungen fest. Auf dem letzten Grün hat es dann sogar aufgehört zu regnen. Wie nett!